04.09.2018

Der Wert und das Es

Vortrag und Diskussion mit Uli Krug

Man hat sich bereits allzu sehr daran gewöhnt, dass die Krise des politischen Bewusstseins viel tiefer reicht, als es die tatsächliche Krise politischer Repräsentation wie ökonomischer Reproduktion eigentlich begründet: Weltherrschaftsfantasien, Verschwörungsdenken, antiwissenschaftliche Affekte und Vernunftfeindlichkeit im allgemeinen – wenn man so wollte: das antisemitische Syndrom – haben das gesellschaftliche Denken bereits so stark affiziert, dass sie es im Grunde auch da noch bestimmen, wo man noch genügend Restvernunft besitzt, wenigstens die Exzesse dieses Syndroms zurückzuweisen. Zu zeigen, dass diese Regression systematischen Charakter besitzt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Charakterwandel der Gesellschaft und dem Wandel des gesellschaftlich vorherrschenden Charakters, ist Anliegen von “Der Wert und das Es”.

Das Buch schlägt vor, die vollendete Selbsttätigkeit des konstanten Kapitals als das sozusagen äußere Es der Gesellschaft zu begreifen, als jenen Trieburgrund, der sich jeder bewussten Kontrolle entzieht, während im Inneren des entmachteten Individuums das Verdrängte die Kontrolle durch die Vernunft abschüttelt. Hierin dürfte der Grund dafür liegen, dass das krisenhafte Prozessieren des “automatischen Subjekts” letztlich in Kategorien infantiler Sexualtheorien – magisches Denken ist ihr Indikator ebenso wie die verallgemeinerte Feindseligkeit, die sich die Außenwelt prinzipiell nur als generalisierten Missbrauch vorstellen kann – erfahren und ausgedrückt wird. Deshalb sind Marxismus und Psychoanalyse zwar epistemologisch grundverschieden und gehören trotzdem, sofern beide ihr jeweiligen kritischen Gehalt bewahren möchten, auf Gedeih und Verderb zusammen.

04. September 2018 – 19:00, Grafenreuther, Hinter der Grieb 10, Regensburg